Mit weichen Faktoren wie Wertschätzung zur attraktiven Arbeitgeberin

Ich wünschte manchmal als Stiftungsleiter, ich könnte bei der Regelung von Vaterschaftsurlauben und Sabbaticals, bei den Infrastrukturen und anderen Mittel, die wir zur Verfügung stellen, einfach nur grosszügig sein. Einmal klotzen und kleckern, statt Masshalten. Auch wenn ökonomische Überlegungen nur ein Teil unseres Managements unserer Stiftung sind, der Satz kommt doch recht bald: «Das ist nicht finanzierbar.» Dabei schrieben wir erst kürzlich in unser Leitbild: «Die Stiftung Gott hilft ist eine attraktive Arbeitgeberin.» Können wir aber mit weichen Faktoren und Wertschätzung dieses Ziel erreichen?

Datum
7. Oktober 2019

von Daniel Zindel

Zum Glück gibt es noch einen Nachsatz im Leitbild unserer Stiftung: «…attraktive Arbeitgeberin, die ihre Mitarbeitenden wertschätzt und zur Entfaltung ihres Potenzials beiträgt.» Wertschätzung kann auch noch anderes als durch ein grosszügiges Gehalt ausgedrückt werden, ob schon die Stelle, wo der Geldbeutel aufliegt, eine sensible ist. Nicht nur das zur Verfügung stehende Geld, macht eine Arbeitgeberin attraktiv. Es braucht Geld und Geist. Und je weniger vom Ersteren vorhanden ist, muss in einem Unternehmen ein starker Spirit vorhanden sind. Dabei ist der Geist eines Unternehmens nicht nur die Folge einer begeisternden Vision und grossen Mission. Der Spirit im Unternehmen ist auch die Summe von vielen kleinen respektvollen Begegnungen oder Wertschätzung vermitteln im Arbeitsalltag.

Mitarbeiter brauchen Wertschätzung

«Predige deinen Kindern am Morgen, Mittag und Abend und wenn es sein muss auch noch mit Worten», sagt der grosse italienische Pädagoge Don Bosco. Das lässt sich auf die Führung übertragen.

Weiche Faktoren wie Wertschätzung müssen vorgelebt und nicht vorgeschrieben werden.

Ich habe gemerkt, dass ich dies als Chef mit den Stärken tun muss, die ich habe. Ich habe für Geschenke keine Begabung, aber ich sehe hinter jeder Arbeitskraft auch den Menschen. Wenn ich etwas von der Familie von Mitarbeitenden höre, zappe ich nicht weg, sondern öffne Ohr und Herz. MMMM – man muss Mitarbeitende mögen. Nach 30 jähriger Leitertätigkeit habe ich endlich kapiert, dass ich am Charakter von Mitarbeitenden nichts herum zu schrauben habe. Wenn das ganze durch eine gute Kaffeesorte im Automaten oder eine einwandfrei funktionierende IT im Haus unterstützt wird, was bei uns gerade nur beim Kaffee zutrifft, umso besser.

Optimale Rahmenbedingungen für Mitarbeiterentwicklung schaffen

Wenn Mitarbeitende in Abschlussgespräche beim Weiterziehen sagen können, sie seien fachlich, ja als Persönlichkeiten und spirituell an ihrer Arbeitstelle gewachsen, dann erfüllt mich das mit Freude. Natürlich überprüfen wir an Standortgesprächen ihre Leistung und Zielerfüllung. Wir werden für gute Arbeit bezahlt, nicht für unsere Selbstverwirklichung.

Aber wenn wir die Jobs im Rahmen der Zielvorgaben so designen, dass die Entfaltung von Kräften, Talenten und Verantwortlichkeiten unserer Mitarbeitenden wachsen, macht das eine Stiftung zur attraktiven Arbeitgeberin.

Wenn der Inhalt in meiner Lohntüte nicht wahnsinnig zunimmt, dann soll wenigsten meine Professionalität und Persönlichkeit gewachsen sein.

Positive Fehlerkultur motiviert

Wir zählten die Schritte, nicht die Stürze, als wir laufen lernten. Eine Null-Fehlerkultur ist ein Wachstumskiller. Bei einer attraktiven Arbeitgeberin darf man Fehler machen. Wir entfalten unser Potential und das unserer Mitarbeitenden nur dann, wenn wir Neues erproben können. Mir fehlt manchmal die Zeit und die Sorgfalt, genauer, ich nehme sie mir nicht, Mitarbeitende ins Neue zu begleiten. «Mach doch mal …». Dabei generieren gute Vor- und Nachbearbeitung der Schritte in neue Themen und Prozesse professionelles Wachstum und verhindern Wildwuchs im Betrieb.

Als Arbeitgeberin Potenziale von Mitarbeitenden entwickeln und Wertschätzung geben

Es gibt viele weiche Faktoren, die eine Arbeitgeberin attraktiv machen. Ich persönlich schätze es z. B., dass meine Verwaltungsräte mich nicht nur führen, sondern mich auch segnen. Unabdingbar scheint mir aber als Mitarbeiter und Chef das Gefühl: An dieser Stelle kann ich mich entwickeln. Man schätzt meine Leistung und auch mich als Person – sogar mit meinen charakterlichen Macken, an denen ich arbeite. In einem solchen Unternehmen lebt und leibt es sich gut – und das ist ein ganz besonderer Reichtum!

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