Eine Chronologie des Empfangens aus Sicht von God helps Uganda

God helps Uganda

Kurz nach der Ankunft bei meinem ersten Besuch auf dem afrikanischen Kontinent stürzten sich Strassenkinder auf ein Stück Brot, das von meiner Mahlzeit übrigblieb und ein alter Mann wollte das fertig verspeiste Hühnerbein weiter abnagen. Ich kaufte allen eine Mahlzeit und vergesse die freudige Überraschung, die auf den Gesichtern der Beschenkten erstrahlte, wohl nie mehr. Die Situation wurde zu einer für mich persönlichen Erfahrung mit Ewigkeitscharakter. Eine plötzliche Erkenntnis, dass zwischen Geben und Empfangen ein Zusammenhang besteht, dass ich als vermeintlich Gebender vor allem auch zum Empfangenden werde.

von Matthias Liesch, Projektleiter GHU Schweiz

Geben und Empfangen

God helps Uganda wird durch viele Einzelpersonen und Werke getragen. Die Gebete benötigen keine administrativen Schnittstellen, sie werden durch Gott koordiniert und zur richtigen Zeit am richtigen Ort erhört und beantwortet. Bei den finanziellen Zuwendungen ist es so, dass das Büro in der Schweiz diese empfängt und in passenden Raten an die Verantwortlichen in Uganda schickt. Dort wird das empfangene Geld in Form von verschiedenen Hilfestellungen an die «Endkunden» – die Kinderheime, die Kinder, Jugendlichen des FEP und deren Bezugsfamilien – verteilt. Die Kinder empfangen scheinbar nur noch – sie sind nicht in der Lage, etwas Materielles zurückzugeben, denn sie haben ja fast nichts. Aber trotzdem werden sie zu Gebenden. Die Freude und der Dank, die in ihren Geschichten und Berichten lebendig werden, macht sie zu Gebern und Ermutigern. Solche Geschichten teilen wir regelmässig in den Rundbriefen von God helps Uganda. Und auch die biblische Verheissung aus Matthäus 10.42 ist eine Ermutigung.

Und wer einem dieser Kleinen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.

Corona-Vorsorge

Das Virus, welches das Jahr 2020 so stark prägen und Uganda mit voller Wucht treffen sollte und nach wie vor trifft, kannte man erst vom Hören aus dem fernen China. Und doch hatte Gott bereits vorgesorgt, denn das Jahr zählte erst wenige Tage, als God helps Uganda eine grosszügige Spende empfangen durfte, welche es ermöglichte, bereits früh und unkompliziert Nothilfe in Afrika zu leisten, als ein strenger Shutdown das Land und seine Bewohner und Bewohnerinnen unverhofft traf.

Empfang des neuen Field Director in Lira

Im April 2020 durfte God helps Uganda den neuen Field Director Godfrey Kalema feierlich in der GHU-Familie empfangen. Milton Ogwal, der GHU als FD knapp zwei Jahre geführt hatte, musste aus gesundheitlichen Gründen sein Amt früher als ursprünglich geplant in andere Hände übergeben. So blieb wenig Zeit, in der sich anbahnenden Covid-Krise Ersatz zu finden und einen möglichst reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Während einiger Monate war Godfrey interimistisch tätig. Die Kompetenz, mit welcher er GHU durch die Wirren der ersten Corona-Welle gesteuert hat und auch seine gute Kommunikation mit der Schweiz überzeugten das BoT (Board of Trustees) und seit Herbst 2020 ist Godfrey regulärer Field Director von God helps Uganda.

GHU als Empfänger von Gaben

Im vergangenen Jahr 2020 spürten wir eine grosse Solidarität und wurden insbesondere während der schwierigsten Phase der Corona-Krise grosszügig unterstützt. Wir wurden im Gebet getragen und durften finanzielle Hilfe durch Einzelpersonen, Gemeindewerke und Stiftungen empfangen. Dies ermöglichte uns, den Fokus kurzfristig auf Nothilfe zu legen und eine rasche und unkomplizierte Hilfe zu organisieren.

Dies war auch bitter nötig, denn in Uganda – und auch in vielen anderen weniger privilegierten Ländern dieser Erde – wurde ein sehr harter und rigoroser Lockdown durchgesetzt, wenn nötig auch mit Gewalt. Teilweise konnte diese Herangehensweise nachvollzogen werden, leben die Menschen doch sehr nahe zusammen, was das Virus in seiner Ausbreitung begünstigt.

Konkret bedeutete dies Ausgangs- und Kontaktsperren. Die Schulen wurden geschlossen und sind, abgesehen von Abschlussklassen, nach wie vor geschlossen (Stand: Februar 2021). Dies wiegt schwer in einem Land, in dem das Medianalter 16.7 Jahre beträgt, was bedeutet, dass 50 % der über 44 Mio Menschen jünger sind als 16.7 Jahre, viele davon schulpflichtig. Die Schule hat eine sehr wichtige Funktion inne. Neben Skills für die Zukunft erhalten die Kinder und Jugendlichen eine Tagesstruktur und nicht selten die einzige gesicherte tägliche Mahlzeit. Die Regierung konnte ihre Absicht bzw. ihr Versprechen, die nun eingesperrten Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen, kaum erfüllen und die Folgen sind Hunger und Hoffnungslosigkeit.

Auch die Kinderheime von GHU in Lira mussten für einige Monate geschlossen werden. In der Zwischenzeit konnten die Heime den Betrieb jedoch wieder aufnehmen.

Die Kinder und Bezugsfamilien als Empfänger von Nothilfe

Die Kinder der GHU Heime und die Jugendlichen in den Ausbildungsstätten waren nun wie die Kinder des Familien-Ermutigungs-Programms (FEP) bei ihren Bezugspersonen in den Dörfern. Da herrschte und herrscht nach wie vor oft grosse Not: Es fehlt an allem. Für GHU bedeutete dies, keine Zeit zu verlieren und so wurde bereits im April eine erste Nothilfelieferung an die Bezugsfamilien der über 200 GHU Kinder und Jugendlichen organisiert und durchgeführt. Dank dem Spendenempfang durften die Familien Nothilfe erhalten und neue Hoffnung schöpfen. Auf diese erste Verteilaktion folgten mehrere weitere. Die «Aktion Weihnachtspäckli» wenige Tage vor Weihnachten 2020 war die bis anhin letzte und brachte als Überraschungsgeschenk viel Freude in die gebeutelten Familien.

Dankes-Empfang

Auch wir in der Schweiz durften empfangen – Berichte und Briefe von Kindern und Familien aus Uganda, die ihren Dank aussprachen für die Hilfe, die sie empfangen haben: Ausschnitte davon möchten wir teilen:

«2020 startete so gut, aber nach dem Ausbruch des Virus wurde es gefährlich. Zuerst war ich wegen der geschlossenen Schulen glücklich, aber bald realisierte ich, wie das Leben im Dorf wegen des Lockdowns sehr hart wurde. Ich freute mich jedes Mal, wenn die GHU Mitarbeitenden mich anriefen, mich ermutigten und mit mir beteten. Wir empfingen mehrmals Lebensmittel-Nothilfe, was ein grosser Segen für die ganze Familie war. Der grösste Segen war die Weihnachts-Nothilfe, denn ich fürchtete mich sehr vor Weihnachten mit Covid19. Jetzt bin ich zurück im Kinderheim Lira und wir erhalten täglich genügend Essen und andere notwendigen Sachen. Hier haben wir auch genügend Material zum Lernen, wir feiern Geburtstage, erhalten Geburtstagsgeschenke und spüren Gottes Liebe für uns. Wir empfangen Liebe, Führung und Beratung durch die GHU Mitarbeitenden, welche uns auch korrigieren und uns zeigen, wie wir unser Leben meistern können. Bei den Andachten am Montag und an den Abenden habe ich viel aus der Bibel gehört und gelernt zu beten. Wenn ich oder meine Freunde krank sind, wird sehr rasch für uns gesorgt.»

Akio Quinto, 14

Empfang via Zoom, Skype und Co.

Seit dem letzten physischen Besuch von Daniel Zindel im März 2020 in Uganda ist die Kommunikation nur noch auf elektronischem Weg möglich. Wir sind für unsere regelmässigen «Treffen» auf einen möglichst störungsfreien Empfang von elektromagnetischen Wellen angewiesen. Anfänglich war es schwierig, der meistgehörte Satz lautete: «Sorry, I didn’t understand you, can you repeat?» (Entschuldige, ich habe Sie nicht verstanden, können Sie es bitte nochmals sagen?) Die Kombination von schweizerischem und afrikanischem Englisch und dem Knacken und Rauschen bei Zoom, Skype, Jitsi meet oder Google meet machte eine Verständigung kompliziert. In den letzten Monaten hat sich die technische Empfangsqualität deutlich verbessert und Zoom hat sich als unser Kommunikationsmittel etabliert.

Vorempfang

Der letzte Empfang oder besser gesagt eine Art Vorempfang in Form einer Absichtserklärung, ist erst wenige Tage alt. Da möchte uns ein GHU Freund Laptops und Smartphones für Uganda zur Verfügung stellen, die trotz Gebrauchsspuren noch in gutem Zustand sind und das Potenzial haben, die Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden in Uganda positiv zu unterstützen! Welch ein unerwarteter Segen!

EIn kurzer Einblick in den Schulunterricht während Corona